Mittelalter

Konservierung und Restaurierung der Wandmalereien von St. Leonhard in Pflaumloch

Objekt: Restaurierung der Wandmalereien
Adresse: Kath. Pfarrkirche St. Leonhard, 73469 Riesbürg-Pflaumloch
Datierung: um 1500
Maßnahme: Konservierung und Restaurierung in Zusammenarbeit mit Dipl.-Rest. (FH) Markus Eiden
Ausführungszeitraum: Juni-November 2010
Auftraggeber: Kath. Kirchengemeinde St. Leonhard Pflaumloch
Obhut Denkmalpflege: LAD, Dr. Dörthe Jakobs

Bestand und Schäden wurden zu Beginn der Arbeiten im Juni 2010 aufgenommen. Putz, Malschicht, Wandfassung und die Salzbelastung wurden hierbei berücksichtigt.
Vor allem der Träger wies großflächige Hohlstellen auf, welche sich vor allem in der Wölbung der Chordecke und am unteren Chorbogen befanden.
Die überlieferten Reste der auf einer gebrochen weiße Tünche befindenden Malschicht wurden wahrscheinlich um 1500 ausgeführt. Es handelt sich teilweise um eine mehrschichte Malschicht (Seccomalerei). Der Bestand ist durch die frühere Freilegung deutlich reduziert. Der Erhaltungszustand der Malschicht ist unterschiedlich. Partiell ist nur noch Untermalung (Gesichtern des Abendmahls, Kreuzigung) vorhanden. Partiell aber auch ein mehrschichtiger Aufbau bei Kreuzrippen oder den Inkarnaten der Kirchenväter.
Der Christopherus an der Nordwand ist großflächig überarbeitet. Ursprüngliche Malschicht ist im oberen Bereich zu ca. 30 % erhalten.
Eine Verunklärung des Bestands findet durch großflächige Retuschen statt (auch mit Punktretuschen 1980). Sie sind mit zahlreichen teilweise großflächigen jüngeren Farbschichten ergänzt.
Partiell befand sich ein bräunlicher, glänzender Überzug (Festigung älterer Restaurierung) auf der Malschichtoberfläche. Die Malschicht befindet sich jedoch in einem in sich festen und stabilen Zustand. Partiell standen Malschichtschollen jedoch hoch auf.
Die vorliegenden Anstrichsysteme im Chor und Langhaus variieren von der Erstfassung (Analysen bestätigten). An der Ostwand befand sich ein Feld von ca. 45 m2 Salzausblühungen. Eine Absprengung meist jüngerer Farbschichten hat hier stattgefunden. Teilweise hat sich ältere Tünche mit abgelöst. Die Ränder des Wasserschadens besitzen bräunliche Verfärbungen.

Neben der Festigungs des Trägers waren die Maßnahmen zur Salzreduzierung des salzbelasteten Bereichs wesentliche Arbeitsschritte. Mit Feuchtemessgeräten konnten zu Beginn die Wandflächen eingeschätzt werden.

Bei den leichtlöslichen bauschädlichen Salzen wurden anschließend mineralische Salzverminderungskompressen zur Reduzierung angewendet. Bei den entnommenen Proben konnten Salzverminderungswerte von 5 bis 11 g/qm erzielt werden. Die Maßnahmen können als erfolgreich bewertet werden.

Weitere ausgeführte Maßnahmen am Objekt waren die Oberflächenreinigung, Probefelder zur Reduzierung des Überzugs, die Reduzierung des Überzugs, die Malschichtsicherung, die Putzsicherung, Herausnahme Altkittung/Neukittung/Vorretusche, Endreinigung, Retusche und Wandlasur.

Vorzustand und Zwischenzustand eines Details

Endzustand eines Details

 

Konservierung und Restaurierung der Wandmalereien von St. St. Veit in Mühlhausen

 

Objekt: Wandmalereien im Schiff von St. Veit
Adresse: 70378 Stuttgart-Mühlhausen
Datierung: 14. Jh.
Maßnahme: Konservierung/Restaurierung im Team
Ausführungszeitraum: Mai-September 2012
Auftraggeber: Dipl.-Rest. (FH) Stefan Lochner
Obhut Denkmalpflege: LAD, Dr. Dörthe Jakobs


Die Wandmalereien im Schiff befanden sich in einem schlechteren Zustand. Großflächige Mörtelergänzungen von 1974 charakterisierten die Oberflächen. Der Erhaltungszustand war bereits 1974 sehr fragil. Der wandmalereitragende Putz wies trotz des starken „Zurechtdrückens“ im Rahmen der letzten Restaurierung eine sehr bewegte Oberflächenstruktur auf.
Hohlstellen konnten mit verspanntem und beweglichem Mörtel identifiziert werden. Es handelte sich um großflächige Stellen. Bei welchen sowohl originaler als auch Ergänzungsmörtel betroffen war. Weiterer Schwachpunkt der Wandmalereien war vor allem ein strukturgeschädigter Mörtel mit Absanden des mageren Mörtels und Risse und die Salzbelastung vor allem der oberen Bereiche von Nord- und Südwand. Die Malschicht war oft hart. Partiell platzte die Schlämme ab und die Malschichten standen auf. Fehlstellen der Malerei befanden sich vor allem im oberen Register mit Retuschen versehen.
Der Grand der Oberflächenverschmutzung stellte sich geringer als im Chor heraus. Dafür gab es allerdings mehr nicht ausreichend gebundene Malschichten, Schimmel, Reste von Nesselgewebe und Läufer von Warmleim auf den Oberflächen. Vereinzelt fanden sich Rückstände von Injektionsmassen an der Oberfläche, v.a. an der Nordwand im östlichen Bereich. Einige Bereiche zeigen Verschwärzung (Pigmentveränderung). Demnach waren bleihaltige Pigmente verantwortlich für die Verdunkelungen (v.a. Inkartnattöne) und Verschwärzungen (Rottöne) der Malschicht.

Nach der Bestandskartierung erfolgte die Malschichtsicherung partiell wässrig. Für die Malschichtsicherung der Malerei direkt auf Steinoberflächen wurde 0,5 % Tylose K300, gering mit Alkohol versetzt, über Japanpapier aufgetragen. Die Goldbereiche der Ziborien wurden mit Klucel EF 2%ig gelöst in 40% Ethanol und 60% dest. Waser über Aufsprühen gesichert. Die Sicherung/Festigung von Schlämmen (v.a. an der Außenschale des nördlichen Ziboriums) konnte mittels Tylose K300 1%ig über die Kanüle erreicht werden.
Die Reinigung der Wandmalereien des Schiffs erfolgte in mehreren Schritten. Zuerst wurde der grobe Schmutz mit dem Pinsel vorsichtig entfernt, dann die Oberflächen partiell mit Trockenreinigungsschwämmen behandelt. Bis auf wenige Bereiche wurden die Wandmalereien abschließend leicht bedampft und die kleineren bedampften Bereiche vorsichtig mit dem Mikroporenschwamm abgetupft. Vor allem bei der Feuchtreinigung mit Mikroporenschwamm konnten leicht pigmentierte Lasuren der letzten Restaurierung (störende Altretuschen) reduziert und ein klareres Erscheinungsbild der Wandmalereien erarbeitet werden. Im Zuge der Reinigungsarbeiten mehr zur Vorschein tretende leichte Fleckigkeit und unstimmige Altkittungen blieben weitestgehend belassen.
Die Mörtelanalysen ergaben eine gute Übereinstimmung der Ergänzungsmörtel. Die Altkittungen wurden belassen. Bei sehr unstimmigen Altkittungen wurden partiell eine mechanische Oberflächenkorrektur vorgenommen.
Die Salzbelastung stellte sich bei der Ionenchromatografie (Dionex ICS 1500) – Messung der Anionenkonzentrationen als sehr hoch heraus. Es handelte sich um eine sehr hohe Salzbelastung mit Nitraten. Wahrscheinlich handelte es sich auch um Ca-Nitrate, welche das fleckige Erscheinungsbild durch erhöhte hygroskopische Ausgleichsfeuchte bewirkten. Die weißen pusteligen Salzbeläge bestanden aus Gips.
Aufgrund der hohen Salzbelastung wurde partiell eine Kompressenbehandlung und Bedampfung zur Salzminderung ausgeführt. An den zwei Bereichen der Nord- und Südwand oben wurde zusätzlich eine Wirkstoffkompresse mit Ammoniumcarbonatbehandlung vorgeschaltet. Hierfür wurde zuerst gesättigte Lösung (400g auf einen Liter destilliertem Wasser) mit dem Pinsel über Japanpapier auf die behandelnde Fläche aufgetragen und mit dem Dampfgerät und Schwamm abgenommen. Anschließend wurde dem neutralen Kompressenmaterial vor dem Auftrag Ammoniumcarbonat in gesättigter Lösung zugesetzt und als Wirkstoffkompresse aufgebracht.
Die anschließende mineralische Neutralkompressenanlage wurde in den Behandlungsbereichen der Nord- und Südwand und auf abgewitterten (offenporigen) Bereichen der Epitaphe unten zweimal ausgeführt.
Die Nordwand oben war nach zwei Wochen feuchter als an der Südwand nach einer Woche (Materialfeuchte Nordwand ca. 30%, Südwand ca. 20%). Zur Trocknung kam eine flächige Infrarotbestrahlung zum Einsatz. Die begleitenden Kompressenmaterialanalysen bestätigten ein positives Entsalzungsergebnis.

Die Mörtelfestigung fand vor allem im Zuge der Hinterfüllung statt. Die Hohlstellen der Putzschichten erwiesen sich als überaus substanzgefährdet und waren vor allem sehr weitreichend. Trotz der großen geschädigten Flächen war es durchgängig nicht möglich durch eine Injektion größere Bereiche zu stabilisieren. Vielmehr musste durch mehrere Einstiche (nur in Stellen ohne Oberfläche) eine Stelle behandelt und punktuell gefestigt werden. Die Hohlstellen wurden hierzu meistens vor dem Hinterfüllmaterial mit einem Alkohol-Wasser Gemisch (ca. 3%ig Ethanol) oder mit Syton X30 vorgenetzt. Dies sollte zum einen eine strukturelle Festigung bei sehr porösen Hohlraumwandungen ergeben und zum anderen den darauf eingebrachten Kalkmörtel (PLM-A) bessere Anhaftung verleihen. Die Konsolidierung im Bereich der Nordwand rechts oben erfolgte ebenfalls mittels Syton. Auch verhärtete Oberflächen mit porösem Untergrund konnten nur mit einer Lösung Syton X30, verdünnt 1 : 10 bis 1 : 5 mit destilliertem Wasser, gefestigt werden. In diesem Fall hätte eine füllende Injektionsmasse keinen Platz gefunden und ein Hinterfüllen wäre nicht möglich gewesen.
Die Festigung wurde überwiegend an den mittleren Zonen der Süd- und Nordwand durchgeführt. Die meist vorgefestigten Hohlstellen wurden daraufhin mit dem Injektionsmörtel PLM-A hinterspritzt. Hierfür wurde eine Stammmischung von 100 RT Trockenstoff PLM-A und 80 RT Wasser angerührt, die mindestens 5 Minuten gerührt wurde. Für normale Hohlstellen wurde überwiegend dieser Ansatz injiziert. Für dünnere Hohlbereiche oder stark bewegliche Putzplatten konnte die Mischung jedoch leicht verdünnt oder mit Marmormehl zähflüssiger modifiziert werden.
Die Injektion erfolgte mit Hilfe von Butterfly-Kanülen, die den Vorteil eines Schlauchanschlusses haben, der es erlaubt die Spritze anzusetzen und zu wechseln ohne die Putzoberfläche zu gefährden. Die Menge der Massen wurde in der Kartierung in ml notiert. Die angrenzenden Oberflächen um das Injektionsloch herum wurden mit der oben beschriebenen Kompresse abgedeckt. Dies schätzte die Oberfläche, erlaubte einen jederzeit möglichen Zugang an die Malerei während der Injektion und nahm die Feuchtigkeit auf, die mit der Injektionsmasse in den Putz eingebracht wurde. Nach der Trocknung wurde die Mineralkompresse (Neutralkompresse) abgekehrt. Der durchaus akzeptable Festigungserfolg wurde durch Perkussion geprüft.

Die Kittung der Ausbruchstellen und der Hinterfülllöcher wurden mit einem gröberen und einem feineren dem original entsprechenden Kittmörtel differenziert ausgeführt. Das Bindemittel/Zuschlagsverhältnis betrug 1 RT Sumpfkalk (Altmannsteine) zu 3 RT Sand.
Tiefe Löcher wurden mit groben Kornzuschlag (gewaschene und gesiebte Main- und Neckarsande)im Kittmörtel, obere Kittmörtel entsprechend mit feineren Sandzuschlägen bzw. GEBA-Quarzsand (Feinzuschlag)versehen.
Nachdem der salzbelastete Putz an den nach Analyse und Besprechung definierten Stellen abgenommen wurde, konnten in den Ecken der südlichen Nische Reste von älteren Putzschichten aufgedeckt werden. Die unterste gefundene Putzschicht war mit einer gelblichen Kalkschlämme versehen. Hier gab es keinen Hinweis auf Schablonenmalerei. Das Mauerwerk stand dort erst einmal mehrere Wochen zur Austrocknung offen. Wegen der tiefen Putzstärke, die von Nöten war, um das Niveau des umliegenden Putzes zu erreichen, wurde der Grundputz (die unterste Putzschicht mit Japanpapier kaschiert) in mehreren Lagen aufgebaut. Es wurde darauf geachtet, dass jede Putzschicht keine Sinterhaut mehr hatte, bevor die neue Schicht aufgebracht wurde.
Im Sockelbereich und an den Elektroschlitzen wurde mit Kalkspatzenputz (Sandmischungen aus Gruben- und Flusssand)gearbeitet.
Als feiner Deckmörtel im Sockelbereich wurde dem Kalkmörtel etwas Rotockerpigment beigefügt, sodass nicht bei erneuter Salzbelastung und Schädigung direkt helle Bereiche zum Vorschein kommen. Die frische Putzoberfläche wurde mit der Kelle geglättet und anschließend mit einem trockenen Filzbrett abgerieben.

Die abschließende Strichretusche erfolgte wasserlöslich, ausschließlich auf neu eingebrachte Mörtelergänzungen. Für die Retusche wurden alkalibeständige Pigmente und das Bindemittel Tylose K300 0,5%ig verwendet.
Primär wurde die Neukittungsretusche durchgeführt: Alle Neukittungen im Malereibereich wurden mit Strichcodierung versehen. Das heißt, die Kittung wurde mit einem etwas helleren Ton als der Umgebungston lasiert. Auf diese Lasur wurden feine Striche in dunkleren und helleren Tönen locker appliziert. Durch die feine Strichcodierung werden die Neukittungen am Objekt gekennzeichnet. Die Retusche gliedert sich zudem in die Malereidarstellung und in die gebrochene Oberflächenstruktur gut ein.
Kittungen in Bereichen ohne Malerei (v.a. restliche Bereiche bei Orgelempore) wurden „nur“ mit Lasuren im Putzton eingestimmt. Besonders im oberen Register der Nordwand fielen nach der Reinigung die heller und stark streifig erscheinenden Altretuschen (auf Altkittungen Restaurierung 1974) ins Auge. Hier wurde zuerst das lasurhafte Schließen einer Linie der Rahmung wurde ausgeführt. Das Bearbeiten der gesamten Altkittungen mit Aqua-Sporca wurde um den Bereich zu beruhigen nachträglich ausgeführt.

Durch die schonenden und behutsamen Eingriffe bei den Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten wurde die ursprüngliche Malschicht nicht verändert und kann bei entsprechenden Klimawerten auf längere Sicht bestehen bleiben. Die anfängliche Befürchtung, dass keine große optische Verbesserung zu erwarten sei, konnte nach Ausrüstung des Kirchenraumes nicht bestätigt werden. Deutlich war ein gesteigerter Kontrast und Farbenpracht erlebbar.

Weitere Beispiele:

Objekt:  Wandmalereien in St. Wolfgang
Adresse: Pippinger Str. 49a, 81245 Obermenzing
Datierung: 1479
Maßnahme:       Konservierung/Restaurierung im Team
Ausführungszeitraum:     Juni 2011
Auftraggeber: Rest. Peter Siebert
Fachbauleitung:   Rest. Klaus Klarner
Obhut Denkmalpflege:  BLfD, Dr. Nikolaus Könner
Objekt: Polizeiinspektion Donauwörth
Adresse:   Kapellstraße 3, 86609 Donauwörth
Datierung: 14.-21.Jh.
Maßnahme:        Befundsicherung im Zuge der Bauforschung
Ausführungszeitraum:  April 2011
Auftraggeber: Staatliches Bauamt Augsburg
Obhut Denkmalpflege:  BLfD, Dr. Markus Weis