Konservierung/Restaurierung der 22 Wandmalereien in Tiefenried
Objekt: Kath. Filialkirche „Maria Hilf“, 22 Wandmalereien
Adresse: 87757 Kirchheim – Tiefenried
Datierung: 17. – 20. Jh.
Maßnahme: Konservierung/Restaurierung
Ausführungszeitraum: Juni – August 2014
Auftraggeber: St. Peter und Paul, Bahnhofstr. 3, 87757 Kirchheim
Obhut Denkmalpflege: BLfD, Dipl.-Ing. Michael Habres
Die Kirche Maria Hilf wurde 1699 errichtet und mehrmals überarbeitet.
Die Befundsicherung ergab zunächst einen auf der Holzlattung der Deckenbalken gröberen Kalkputz (ca. 3 cm stark). Auf diesem Kalkputz befand sich eine dünnere Feinputzschicht (ca. 3 mm). Die erste Oberfläche wurde abgezogen und freskal bemalt (verm. Deckenbild/Ausmalung). Vermutlich handelte es sich um die Oberfläche der 1699 errichteten Kirche. Auf der ersten Oberfläche befand sich eine dicke Kalktünche, welche wahrscheinlich im Zuge der 1886 ausgeführten Überarbeitung der Ausstattung ausgeführt worden ist. Die letzten Maßnahmen mit der Ausführung der Deckengemälde fanden 1953 unter Ludwig Dreyer 1953 statt.
Die Deckengemälde von Ludwig Dreyer wurden als Fresko-Malerei über den früheren Malereien und der Raumschale mit der hellgrauen Farbfassung ausgeführt. Auf der Fassungsoberfläche von 1886 wurde hierfür eine ca. 1 cm starke feinkörnige Putzschicht aufgetragen. Die Tagwerksgrenzen sind durch Putz- und Farbunterschiede erkennbar. Dreyer hat das Chorgemälde vermutlich in vier Abschnitten (Tagwerken) ausgeführt.
Neben dem Langhausdeckengemälde (ca. 10 Tagewerke) hat der Künstler vier kleinere Medailons, eine Malerei an jeder der zwei Emporenbrüstungen eine Malerei mit zwei Wappen an der Chorwand angebracht.
Bei dem Fresko im Chorraum, welches keine Stuckrahmung besitzt, lies man die Putzschicht zum Bildrand hin immer dünner auslaufen. Die Malerei verläuft am Bildrand teils auf alten Putzflächen und zeigt dort deutliche Farbunterschiede. Die verarbeiteten Pigmente sind an einigen Stellen nicht vollständig benetzt und erzeugten beim Farbauftrag Streifen.
Die Wandmalereien waren mit Staub, Russ und biogene Auflagen verschmutzt. Das Chorbild wies eine größere Verschmutzung als die Wandmalereien im Langhaus auf. Des Weiteren befanden sich partiell wasserlösliche weiße Spritzer der Raumschalenfassung auf den Wandmalereien. Vor allem in partiell secco ausgeführten Bereichen befanden sich weiße Punkte (verm. aktiver biogene Substanz) und partiell flächig ein weiß-gräulicher Schleier (verm. biogene Substanz).
Vor allem der Unterputz und partiell der 1953 aufgebrachte Freskoputz zum Rahmen hin waren im Putzgefüge schwach. Der Putz war mürbe, sehr trocken, gerissen und bröckelt aus.
In Bereichen mit vermutlich fehlender Anhaftung zum Untergrund traten partiell Risse mit lockeren Putzpartien auf.
Alle Deckengemälde besaßen Bereiche mit lockerer Putzanbindung zur Lattung oder der 1953 aufgebrachten Putzschicht zum Untergrund. Vor allem das Hauptbild im Langhaus besaß extrem gefährdete Putzbereiche (Kartierungen der Hohlbereiche).
Bereiche mit mürben Putzpartien und secco gemalte Farbbereiche standen partiell auf und blättern ab.
Oberflächen von partiell secco ausgeführte Malschichtpartien (vor allem dunkle Farbtöne) waren leicht pudrig und leicht abgängig.
Bei einer partiellen leichten Bedampfung und Abrupfen mit dem Mikroporenschwamm konnten geringfüge weitere Auflagen, vermutlich mikrobielle Beläge, entfernt werden.
Die Hinterfüllung von Hohlstellen war vor allem Langhaushauptbild sehr aufwendig. Es wurden hohe Mengen an Hinterfüllmaterial verarbeitet (ca. 30 l auf 30 m2). Die zwei Bereiche mit Feuchteeintrag im Chor wurden feucht gereinigt und mehrmals bedampft. Nach dieser Behandlung waren im feuchten Zustand keine Flecken mehr sichtbar. Prophylaktisch wurden die Flächen mit Japanpapier kaschiert und eine Neutralkompresse aufgebracht.
Die große Fehlstelle im Deckenbild des Chorraums wurde mit grobem Kalkmörtel zweilagig unter Niveau gekittet. In die noch feuchte Kittung wurde der Feinputz aufgezogen und vor der Ausmalung eine Putzschlämme aufgebracht.
Die Malschichtoberflächen wurden mit 30%iger Isopropanollösung besprüht, um einen mikrobiellen Belag weiter vorzubeugen.
Fehlstellen und Kittungen wurden lasurhaft vorgelegt und partiell belassen.
Kittungen wurden weiter mit Strichen codiert. Als Retuschierfarbe wurden Pigmente mit ca. 0,5%iger Tylose verwendet.
Der vorliegende Bestand der Wandmalereien in der katholischen Filialkirche Maria Hilf wurden konserviert und gereinigt. Der Grad der Fehlstellenergänzung bzw. farbigen Angleichung wurde auf ein Notwendigstes beschränkt.
Insgesamt entstand durch die Maßnahme ein homogener, historischer Raumeindruck. Die Malereien integrieren sich in die überarbeitete Raumschale gut. Um den weiteren Bestand zu sichern und um einen mikrobiellen Belag vorzubeugen wird hier zu einer Stilisierung des Raumklimas geraten.
Das Haus Tugendhat von Ludwig Mies van der Rohe. Der Fassadenputz und seine Oberfläche.
Objekt: Das Haus Tugendhat von Ludwig Mies van der Rohe
Adresse: Cernopolni 45, 61300 Brünn, Tschechische Republick
Datierung: 1927-1930
Maßnahme: Befundsicherung
Ausführungszeitraum: 2002 – 2004
Auftraggeber/Betreuung: Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Prof. Dr. Ivo Hammer
Status: UNESCO Weltkulturerbe
Das Tragwerk des Hauses Tugendhat besteht aus einem Stahlgerüst. Die Wände sind mit massiven Ziegeln ausgemauert. Die Außenmauern sind nicht tragend. Die Decken und Böden (einschließlich der Terrassen) bestehen aus vergossenen Betonplatten. Alle Decken ragen über das Tragsystem hinaus. Auf den Stirnseiten der Betonplatten befindet sich wahrscheinlich ein Putzträger, dessen Art noch nicht untersucht werden konnte. In den Kontaktbereichen unterschiedlicher Materialien sind Risse bereits seit kurz nach der Erbauung belegt.
Der Grundputz der Fassadenoberfläche ist ein Kalkzementputz. Der Mörtel ist sehr hart und ca. 2,50 cm dick. Zuschlag des Mörtels ist ein abgerundeter, relativ bunter Sand mit einer Körnung von ca. 0,00 – 3,00 mm (im feinen bis mittleren Bereich). Der Sand des Grundputzes ist von etwas gröberer Körnung als der Feinputz. Die enthaltenen Mineralien des Zuschlags wurden phänomenologisch untersucht. Es handelt sich vermutlich um Quarze, Glimmer und Calcit. Die Kornverteilung ist sehr unausgewogen. Wahrscheinlich wurden für den Putz Sande der Region verwendet. Für den Grundputz wurde ein Bindemittel – Zuschlag Verhältnis von 1: 2,6 analysiert. Der Mörtel ist hydraulisch, vermutlich handelt es sich bei den hydraulischen Anteilen um Zement (Portlandzement). Die Oberfläche des Grundputzes ist, wie üblich, rau abgezogen.
Der Mörtel des Feinputzes weist eine etwas dunklere Farbigkeit auf. Das Verhältnis Bindemittel – Zuschlag ist verändert. Bei einem Verhältnis Bindemittel zu Zuschlag mit ca. 1: 1,75 ist der Zuschlaganteil geringer als der Mörtel des Grundputzes. Es wurden relativ hohe hydraulische Anteile (z.B. 6,4% bei Probe 1 des ursprünglichen Mörtels) analysiert. Der Feinputz ist wie der Grundputz sehr hart. Der Zuschlag ist eher kantig, relativ bunt und etwas feiner als der Grundputz. Der Putz ist relativ trocken. Er nimmt wenig Wasser auf (ca. 5%). Der Feinputz wurde dünn aufgezogen. Er ist maximal 0,50 cm stark. Die Putzoberfläche ist vermutlich mit einem Holzhobel ausgerieben. Die Verarbeitung ist technisch perfekt im leicht angezogenen Grundputz ausgeführt.
Die leicht angezogene Oberfläche des Feinputzes wurde aufgerieben, wodurch die Körnigkeit entstand.
Die Farbe wurde in die Oberfläche eingerieben. Es befinden sich daher auch Feinanteile des Sandes im einschichtigen Anstrich. Der ursprüngliche Anstrich ist im Gesamten feinporig und relativ dick (bis ca. 0,75 mm). Der Anstrich schäumte beim Auftrag, vermutlich aufgrund des Silikatanteils (Wasserglas), und erhielt so eine typische Struktur.
Die Bearbeitung bewirkt, dass auch die Körnung des Untergrundes das Gestaltungsbild beeinflusst und so zum den besonderen Oberflächencharakter beiträgt.
Die Farbigkeit des Anstrichmaterials kann mit „gebrochen weiß“ beschrieben werden. Der Anstrich nimmt wenig Wasser auf. Ocker, Zinkweiß und/oder Lithopone wurden nachgewiesen. Der ursprüngliche Anstrich an der Fassade des Hauses Tugendhat besteht im Wesentlichen aus einem silikathaltigen Kalk (Sumpfkalk mit ca. 1/3 Wasserglaszugabe). Vermutlich ist kein oder in geringen Mengen Öl zugesetzt worden. Auch die Beimischung einer proteinische Substanz (wie Kasein) kann vermutet werden. In den Voruntersuchungen der vorliegenden Arbeit konnte keine proteinische Substanz festgestellt werden.
Schon in den ersten Jahren der Nutzung traten am Fassadenputz des Hauses Tugendhat konstruktionsbedingte Schäden auf. Reparaturen wurden durch eindringende Feuchtigkeit bereits 1931 am Dach und im Spritzwasserbereich der Terrassenbrüstungen notwendig. Die „experimentelle Bauweise“ des Hauses wurde für die Schäden verantwortlich gemacht. Seit der Fertigstellung wurde das Haus verschiedentlich umgebaut und in regelmäßigen Abständen repariert (1942-70). Mindestens sieben Reparaturanstriche wurden identifiziert. Bei der Reparatur der verputzten Fassadenflächen wurde 1985 offensichtlich Zementmörtel und eine viel zu harte Zementschlämme verwendet. Es wurde vermutlich eine Kunstharzfarbe aufgebracht.
Die Materialien der letzten „Renovierung“ haben eine zerstörende Wirkung auf die historische Substanz. Entsprechende Schäden sind an mehreren Stellen zu festzustellen. Diffusionshemmung und deren Folgen führen zur beschleunigten Verwitterung der originalen Putzoberfläche.Die Putze und Anstriche platzen durch Spannungen innerhalb des Materialverbundes ab. Mehrere Reparaturanstriche aus der Zeit vor der Renovierung von 1981-85 bieten glücklicherweise teilweise eine Art Puffer.
Vor allem statische Probleme und infiltrierende Feuchtigkeit verursachen weitere Schäden am Fassadenputz des Hauses Tugendhat: Besonders im Sockelbereich der Terrassen zeigen sich Frost-/Tauschäden. An Fehlstellen des Putzes rostet der Stahlträger. Mikroorganismen siedeln verstärkt an den feuchten Bereichen und verursachen eine Änderung des Mikroklimas. Bei der Besiedlung (bzw. „unter“ der Besiedlung) der Oberfläche bilden sich quellfähige Schleime, Biofilme (als Schutzfilm).
Eine leichte Vergipsung (vor allem Calciumsulfat) konnte im oberflächennahen Bereich der Bohrmehlprobe (von der Südwand der unteren Terrasse) nachgewiesen werden. Salze wurden bei den Materialproben in geringen Prozentanteilen analysiert.
Insgesamt führten bautechnische Mängel, vor allem durch die Statik und fehlende Wasserableitung verursacht, allgemein zu markanten Schäden am Haus.
Die bauzeitliche Substanz mit der Fassadengestaltung ist trotz der vielfältigen Maßnahmen und starken Beschädigungen in umfangreichem Maße erhalten. Vor allem an Fassaden des Erd- und Obergeschosses sind wahrscheinlich großflächige bauzeitliche Oberflächengestaltungen überliefert.